Durchzogene Bilanz im Service Public

Durchzogene Bilanz im Service Public

Trotz verbesserter wirtschaftlicher Lage und tieferer Inflation ist es im Service Public nur bedingt gelungen die Löhne an die Teuerung anzupassen. Die ersten Lohnresultate der Branchen deuten teils auf einen erneuten Kaufkraftverlust der Arbeitnehmenden des Service Public hin.

Olivia Stuber
20er- und 10er-Noten, Kleingeld und ein Taschenrechner

2025 hätte das Jahr sein müssen, in dem auch im Service Public erstmals wieder Reallohnerhöhungen auf dem Tisch liegen. Teilweise bessere Wirtschaftsaussichten, deutlich tiefere Inflationsraten und ein grosser Nachholbedarf hätten dafür gesprochen. Doch die bisherigen Lohnresultate der Branchen von transfair zeigen ein anderes Bild: Der Teuerungsausgleich ist weiterhin keine Selbstverständlichkeit und muss hart erkämpft werden! Externe Einflüsse, wie das enorme Sparpaket des Bundes rund um die Aufgaben- und Subventionsüberprüfung (ASÜ), haben die Verhandlungen zusätzlich erschwert.

Branchenübergreifend sind die ersten Lohnresultate 2025 im Service Public als gemischt zu verbuchen. Auch, wenn die Mehrheit der Resultate zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht feststeht, zeichnet sich zumindest bei der Bundesverwaltung ein ungenügendes Resultat ab. Im Bereich des öffentlichen Verkehrs (öV) decken die ersten Ergebnisse die Teuerung und erhalten damit zum Teil die Kaufkraft der Angestellten. Insgesamt muss jedoch festgehalten werden, dass seit einigen Jahren fast nur noch um den Teuerungsausgleich gekämpft wird und Reallohnmassnahmen kaum mehr zur Debatte stehen. Für transfair ist dies nicht nachvollziehbar. Den Angestellten des Service Public wird nicht mehr die Wertschätzung und Anerkennung entgegengebracht, die sie aufgrund ihrer wichtigen und anspruchsvollen Tätigkeiten verdient haben. transfair sieht die Qualität des Service Public immer stärker in Gefahr.

Teuerungsausgleich bei der SBB und SBB Cargo

Nach mehreren intensiven Lohnverhandlungsrunden mit der SBB und SBB Cargo steht nun das Lohnresultat des grössten öV-Unternehmens der Schweiz fest: Die Lohnsumme wird um 1,5 Prozent erhöht, davon 0,8 Prozent generell und 0,7 Prozent individuell. Hinzu kommt eine einmalige Prämie von 500 Franken ab einem Pensum von 50 Prozent, resp. von 250 Franken bei weniger als 50 Prozent Beschäftigungsgrad. Der Lohnabschluss bei SBB und SBB Cargo deckt somit die Teuerung zwischen September 2023 und September 2024. Mit diesem Ergebnis zeigt sich transfair aufgrund des noch bestehenden Aufholbedarfs zwar nicht vollständig zufrieden, anerkennt jedoch das finanziell sehr enge Korsett der SBB.

Einige Regionalbahnen weisen etwas höhere nachhaltige Resultate auf. Die BLS gewährt Lohnmassnahmen von 1,9 Prozent. Bei den Appenzeller Bahnen konnte transfair 1,8 Prozent der Lohnsumme verhandeln. Auch bei der Matterhorn Gotthard Bahn lassen sich die Ergebnisse mit einer Lohnsummenerhöhung von insgesamt 2 Prozent sehen. Bei Regiobus werden 1,8 Prozent für sämtliche Lohnmassnahmen eingesetzt, zusätzlich erhalten alle Mitarbeitenden zwischen 20 und 49 Jahren neu fünf statt nur vier Wochen Ferien.

Im Schatten der Sparmassnahmen

Die diesjährigen Lohnverhandlungen der Bundesverwaltung waren vor allem von einem geprägt: Sparmassnahmen. Seit Publikation des Berichts zur Aufgaben- und Subventionsüberprüfung (ASÜ) war klar, dass es dieses Jahr erneut kritisch um die Löhne des Bundespersonals stehen wird. Denn von dem insgesamt 5-Milliarden-Sparpaket entfallen 300 Millionen auf die Eigenmittel der Verwaltung, davon mindestens 180 Millionen auf das Personal. Der Bundesrat hat bereits entschieden von 2026 bis 2028 100 Millionen direkt bei den Löhnen und Anstellungsbedingungen einzusparen. Und dies, obwohl eine Studie der PwC erst kürzlich aufzeigte, dass die Anstellungsbedingungen des Bundes keineswegs überdurchschnittlich sind. Diese düsteren Umstände haben dazu geführt, dass es unüblicherweise in den Verhandlungen mit Bundesrätin Karin Keller-Sutter noch zu keinem Abschluss gekommen ist. Die Bundesrätin verteidigt zwar in den Räten die eingestellten 1,5 Prozent, scheint aber wenig gewillt, sich aktiv für eine durch den Bundesrat geprägte Lohnpolitik einzusetzen. Was deshalb von diesen 1,5 Prozent übrigbleiben wird, ist offen – auch angesichts diverser Kürzungsanträge und der allgemeinen politischen Angriffsstimmung.

Aufgrund der Nachlagerung zu den Bundesverhandlungen liegt auch im ETH-Bereich noch kein Resultat vor. 

Bessere Neuigkeiten gibt es zumindest bei Swissmedic, bei der transfair eine Erhöhung der Lohnsumme von insgesamt 1,5 Prozent erzielen konnte.

Noch in Verhandlung

Die Lohnverhandlungen in der ICT-Branche sind noch in vollem Gange. Eine erste Verhandlungsrunde mit der Swisscom hat am 9. Dezember stattgefunden. Die Forderung der verhandelnden Verbände umfasst eine Lohnsummenerhöhung von 2,6 Prozent. Eine weitere Verhandlungsrunde findet Mitte Januar statt. Die Lohnverhandlungen mit cablex und localsearch stehen noch aus.

Auch in der Branche Post/Logistik laufen die Verhandlungen noch. Die Löhne der Schweizerischen Post, darunter auch PostFinance, verhandelt transfair seit dem 5. Dezember 2024. Die Lohnforderung von transfair beläuft sich auf 2,9 Prozent. Die Verhandlungen für das Personal der Post Immobilien Management und Services AG, PostLogistics AG, notime AG und PostAuto AG finden jeweils nachgelagert statt.

Für weitere Informationen:

Greta Gysin, Nationalrätin & Präsidentin von transfair, 079 409 33 10.