Als führendes ICT-Unternehmen in Mehrheitsbesitz des Bundes kommt der Swisscom eine besondere gesellschaftliche Verantwortung zu. Mit knapp 20'000 Mitarbeitenden ist die Swisscom ausserdem eine der grössten ICT-Arbeitgeberinnen der Schweiz. Damit hat die Personalpolitik des Unternehmens nicht nur Auswirkungen auf den ICT-Sektor, sondern auch auf die gesamte Schweizer Volkswirtschaft.
Ein zentraler Pfeiler der Personalpolitik ist die berufliche Grundbildung. Das Schweizerische duale Bildungssystem gilt als weltweit einzigartig und ist ein wichtiges Element zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft der Schweiz. Rund zwei Drittel aller Jugendlichen entschliessen sich jährlich den dualen Bildungsweg einzuschlagen. Das macht die Anzahl angebotener Lehrstellen relevant – insbesondere in Sektoren, die von einem starken Fachkräftemangel betroffen sind. Der ICT-Sektor ist einer davon. Gemäss ICT-Journal fehlen der Schweiz 2030 knapp 40’000 Informatiker und Informatikerinnen. Bereits heute beklagen sich viele Schweizer Unternehmen über Rekrutierungsschwierigkeiten im ICT-Bereich.
Währenddessen hat die Swisscom ihre Ausbildungsplätze reduziert. Die Geschäftsberichte der letzten 6 Jahre zeigen, dass die Anzahl Lehrstellen um satte 10 Prozent gesunken ist. Von den 960 Lehrstellen im Jahr 2018, sind 2023 nur noch 856 geblieben. Im selben Zeitraum sind die Vollzeitstellen um nicht einmal 0,6 Prozent gesunken. Das Angebot an Lehrstellen wurde also überproportional reduziert.
Der Personalverband transfair kritisiert diese Reduktion der Lehrstellen. Auch wenn die Swisscom eine der grossen ICT-Ausbildungsstätten der Schweiz bleibt, bereitet diese negative Entwicklung Sorge. «Als bundesnaher Betrieb kommt der Swisscom eine gesellschaftliche Verantwortung zu. Mit der Reduktion von Lehrstellen, wird die Swisscom dieser Verantwortung nicht gerecht», so Marika Schaeren, Branchenleiterin ICT beim Personalverband transfair. transfair sieht die Reduktion als weitere Massnahme im Rahmen eines anhaltend progressiven Sparprogramms der Swisscom. Dass nun seit einigen Jahren auch bei den Lernenden gespart wird, ist selbst für den Personalverband überraschend. «Um den ICT-Fachkräftemangel zu bekämpfen, braucht es neben einer soliden beruflichen Grundbildung insbesondere mehr und nicht weniger Ausbildungsplätze bei der Swisscom», so Schaeren. transfair wird sich im Rahmen seiner Sozialpartnerschaft mit der Swisscom mit aller Kraft für den Erhalt und Ausbau der Lehrstellen einsetzen, um diesen Trend zu brechen. Zusätzlich plant transfair mit Hilfe seiner Präsidentin und Nationalrätin Greta Gysin in der kommenden Herbstsession politisch aktiv zu werden.