Zu tiefes Jahresergebnis 2024 – Einschnitte bei SBB Cargo auf Kosten des Personals

Öffentlicher Verkehr

Zu tiefes Jah­re­ser­geb­nis 2024 – Einschnitte bei SBB Cargo auf Kosten des Personals

Die SBB präsentierte heute ihren Jahresabschluss und ihre Perspektiven. Trotz steigender Fahrgastzahlen reicht das Ergebnis nur zur Hälfte, um Investitionen ohne zusätzliche Verschuldung zu finanzieren. Die SBB muss sparen – wegen kostentreibenden Angebotsverbesserungen und wegen Schuldenvorgaben des Bundes. transfair fordert, dass die Arbeitsbedingungen trotz engem Finanzrahmen attraktiv bleiben. SBB Cargo muss sich transformieren, doch ein überhasteter Personalabbau birgt Risiken: Es droht sowohl ein Verlust von Knowhow als auch von weiterem Verkehr. Stattdessen braucht es nachhaltige Lösungen und politische Unterstützung, damit der Güterverkehr auf der Schiene nicht schrumpft.

Bruno Zeller
SBB Cargo Lokfuehrerin vor Gueterzug

Kundenbedürfnisse steigern die Kosten

Eine steigende Nachfrage im Personenverkehr erhöht die Kosten bei Rollmaterial, Unterhalt, Infrastruktur und besonders beim Personal der SBB. Neue und zusätzliche Verkehrsangebote haben ihren Preis – nicht nur finanziell, sondern auch personell. Es braucht Mitarbeitende, die den Verkehr rund um die Uhr sicherstellen. Dies ist nicht gratis. transfair warnt davor, in diesem Spannungsfeld die Bedürfnisse des Personals zu vernachlässigen.

Zu enge Vorgaben des Eigners Bund

Die Finanzvorgaben des Bundes sind zu strikt in Bezug auf die Einhaltung eines bestimmten Schuldenstandes. Das Ausgabeneinsparziel der SBB von 6 Milliarden CHF bis 2030 ist bereits in Verzug – zusätzliche Massnahmen sind nötig. transfair wird diese kritisch beobachten – insbesondere wenn der Spardruck auf die Mitarbeitenden abgewälzt wird. Greta Gysin, Präsidentin von transfair und Nationalrätin, ergreift Position fürs Personal: «Die SBB muss trotz Sparvorgaben attraktive Arbeitsbedingungen bieten. Ein starker öffentlicher Verkehr braucht motivierte und gesunde Mitarbeitende – Sparmassnahmen dürfen nicht zulasten der Anstellungsqualität gehen.»

SBB Cargo vor folgenreichen Einschnitten

Das neue Gütertransportgesetz (GüTG) setzt die politischen Ziele für den Schweizer Schienengüterverkehr der nächsten Jahre. Befristete Subventionen sollen den Einzelwagenladungsverkehr (EWLV) vom tiefroten Verlustgeschäft zur schwarzen Null führen. Ob im GüTG doch noch ein Verlagerungsziel aufgenommen wird, bleibt offen.

Bei SBB Cargo beginnt ein schmerzhafter Personalabbau. Der Schienengüterverkehr schrumpft aktuell, insbesondere der Transport schwerer Industriegüter. Aufgrund hoher Verluste hat SBB Cargo entschieden, bereits im 2025 Stellen zu streichen – noch bevor 2026 Bundesmittel fliessen. Für das Personal ein harter Schlag: Rund 82 der 2100 Stellen fallen in Produktion und Supportbereichen an verschiedenen Standorten weg. transfair bedauert, dass SBB Cargo schon vor der Transformation abbaut und auch in den kommenden Jahren massiv redimensioniert und Personal abbauen will.

Besonders kritisch sieht transfair, dass dieser Abbau erfolgt, bevor nachhaltige Transformationsschritte umgesetzt werden. Eine langfristige Strategie ist nötig, um Arbeitsplätze zu sichern und eine gewisse Wettbewerbsfähigkeit des Schienengüterverkehrs zu erreichen. «Ohne politische Unterstützung droht SBB Cargo in eine Abwärtsspirale zu geraten – daher setze ich mich im Parlament für umfassende Mittel ein», betont Gysin.

Bruno Zeller, Branchenleiter öffentlicher Verkehr bei transfair, gibt zu bedenken: «Ein Personalabbau reduziert die Flexibilität in einem sich wandelnden Markt. Gerade wenn dereinst mit Automatisierungsschritten der Betrieb produktiver wird und Kunden einfacher bedient werden können, könnte qualifiziertes Personal fehlen. Das ist riskant!» Zudem geht einmal mehr wertvolles Knowhow verloren, das bei einer Marktbelebung nicht sofort wieder bereit steht. «Kommt dazu, dass statt engerer Zusammenarbeit eine Rückverlagerung auf die Strasse droht. Das kann nicht das Ziel sein», untermauert Zeller. transfair warnt davor, «das Kind mit dem Bad auszuschütten» und fordert für die vom Stellenabbau betroffen Mitarbeitenden maximale Unterstützung innerhalb des Konzerns.

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Branchenleiter Öffentlicher Verkehr

Bruno Zeller

Präsidentin und Nationalrätin

Greta Gysin