Was macht glücklich?

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Was macht glücklich?

Die Branchenversammlung ICT von transfair fand am 24. Oktober auf dem Campus Muristalden in Bern statt. Sie widmete sich dem Thema: Was macht glücklich? Zu Gast waren Fachpersonen wie Glücksforscher Mathias Binswanger, Schlafforscher Albrecht Vorster oder die Arbeitspsychologin und Swisscom-Frau Barbara Baumgartner.

Marika Schaeren
V.l.n.r.: Schlafforscher Albrecht Vorster, Arbeitspsychologin Barbara Baumgartner, Ley Lüthy von transfair, Open Water Swimmer Romano Mombelli und Pflegefachfrau Annyett König

In Kürze

  • Die Branchenversammlung ICT 2024 von transfair am 24. Oktober ging der Frage nach: Was macht glücklich?
  • Glücksforscher Mathias Binswanger machte klar, dass mehr Einkommen – mindestens in unseren Breitengraden – nicht glücklich macht.
  • Die Podiumsgäste am Nachmittag äusserten sich kritisch zu Gewinnmaximierung und Individualisierung.
  • Was macht jetzt aber glücklich? Intakte zwischenmenschliche Beziehungen, darin waren sich alle geladenen Gäste einig.

«I should be so lucky», tönt Kylie Minogue aus dem Lautsprecher, gefolgt von Céline Dion, die in einer ihrer Balladen das Glück in die Arme schliesst. Die Lyrics der Auftaktmusik sind Programm. Die diesjährige Branchenversammlung ICT widmet sich der Frage: Was macht glücklich?

First things first: die Lohnforderungen 2025

Zunächst geht es an diesem Donnerstagmorgen am Campus Muristalden in Bern aber um aktuelle Entwicklungen. Im Dezember startet transfair mit seinen Sozialpartnern ICT in die Lohnverhandlungen 2025. Olivia Stuber, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei transfair, legt die Forderungen des Personalverbands offen: Unter Berücksichtigung der durchschnittlichen Jahresteuerung, dem durchschnittlichen Produktivitätswachstum, dem Anstieg der Krankenkassenprämien und der Restteuerung, die in den Vorjahren nicht ausgeglichen werden konnte, schlägt transfair bei ihren Sozialpartnern Lohnerhöhungen zwischen 2,1 bis 3,3 Prozent vor.

Thema Angstkultur bei der Swisscom

Bevor sich die rund 40 Anwesenden im Saal dem Glück auf die Spur machen, widmen sie sich noch einem anderen wichtigen Thema: der Angstkultur, die bei der Swisscom leider seit Jahren präsent ist. Der Firmenvorstand ICT hat im September einen Workshop dazu durchgeführt. Branchenvorstandsmitglied Léa Desbiolles fasst die Findings zusammen: «Damit sich Mitarbeitende entfalten können, braucht es als wichtigste Pfeiler Teamgeist, ehrliche, transparente Kommunikation und ein Management, das Feedback fördert.»

ICT-Branchenleiterin Marika Schaeren verspricht, dass sie weiterhin alles daran setzen wird, die Team- und Führungskultur bei der Swisscom zu stärken. «Menschen müssen wissen, was sie mit Menschen tun, wenn sie Entscheidungen treffen!»

Macht mehr Einkommen glücklicher?

Glücksforscher Mathias Binswanger bestätigt in seinem anschliessenden Referat: Intakte soziale Kontakte und eine motivierende Arbeit sind zentral für unser Glück! Arbeitslosigkeit hingegen sei der grösste Unglücksfaktor im Leben eines Menschen. Und mehr Lohn mache nur bis zu einem gewissen Einkommen glücklich. «In hochentwickelten Ländern führt mehr Einkommen nicht zu mehr Glück.» Trotzdem rennen wir dauernd mehr Geld hinterher. «Menschen denken relativ», liefert Binswanger einen wichtigen Grund für dieses Verhalten. «Sie vergleichen sich ständig mit anderen für sie relevante Personen.» Leider treten sie damit auf der Stelle: Sie werden nicht glücklicher, mindestens nicht nachhaltig.

Als Gesellschaft die Kurve kriegen: Diskussion auf dem Podium

Wie können wir als Gesellschaft die Kurve kriegen und mehr auf soziale Beziehungen statt auf das Monetäre fokussieren? Diese Frage stellt Lea Lüthy, Verantwortliche Kommunikation bei transfair, zum Beispiel in der Podiumsdiskussion am Nachmittag. Barbara Baumgartner, Head of Health and Care Expertise bei Swisscom, findet klare Worte: Solange unser System den Konsum bewusst fördere, damit Unternehmen ihren Gewinn maximieren können, werde uns das nicht gelingen.

Für Open Water Schwimmer und Literaturdoktorand Romano Mombelli sind  die rasante Digitalisierung und die wachsende Individualisierung zusätzliche Hindernisse für einen stärkeren Fokus auf Beziehungen. Während Schlafforscher Albrecht Vorster für das Wohnen in Erwachsenen-WGs statt in Einzelhaushalten wirbt. «Ich selber lebe in so einer WG. Wie oft ich mich allerdings dafür rechtfertigen muss, ist verrückt!»

Für Annyett König, Trauerbegleiterin und Pflegefachfrau auf der Kinderintensivstation, geht ohne das Zwischenmenschliche gar nichts. Sie mache ihre beiden Berufe grösstenteils wegen der Menschen, die sie um sich habe. Speziell die Familien, die sie begleite, lehrten sie unglaublich viel. «Das kann man sich nicht kaufen.»