Wie sieht konkret der Alltag mit diesem neuen Arbeitskollegen aus?
Er ist völlig «im Team», trägt die gleiche Kleidung und übernimmt vor allem viele «Lernendenarbeiten». Die Kundschaft wurde auch nicht explizit informiert, und die Reaktionen waren sehr positiv. Es ist so wertvoll, wenn man merkt, was alles machbar ist. Diese Person zeigt uns, dass wir eine andere Sicht einnehmen müssen. Sie ist auch sehr stolz auf ihre Arbeit, und hat einfach eine geniale Ausstrahlung und Energie.
Was ist Deine Rolle im Projekt?
Ich bin Koordinator vor Ort, meine Stellvertreterin ist sogenanntes «Gotti» dieser Person. Jeden Tag führen wir ein kurzes Gespräch, quasi ein «5-Minuten-Tagebuch» mit der Person, um zu besprechen, wie es ihr geht. Unsere Aufgaben sind die Begleitung und Protokollierung des Projekts.
Was sind die wichtigsten Erkenntnisse, die du aus dem Projekt gewonnen hast?
Die Person muss am Anfang stehen: Wer ist sie, welche Stärken und Schwächen hat sie? Man kann nichts ohne die Person planen und organisieren, denn es gibt doch grosse Differenzen zwischen Theorie und Praxis bezüglich Inklusion. Wir wurden eher «zurückgeschraubt»: man muss bescheiden starten und dann Schritt für Schritt darauf aufbauen. Dies ist wichtig für die Motivation und Weiterentwicklung der Person. Das haben wir getan – die Person arbeitet nun 50 Prozent.
Was wünschst du dir zum Thema Inklusion? Was wäre deine «Vision» für dieses wichtige Gesellschaftsthema?
Ich möchte ganz klar, dass das Projekt über die Pilotphase hinaus umgesetzt wird. Die Unsicherheiten diesbezüglich und die Verlängerungen des Piloten waren für diese Person schwierig. Das Projekt sollte auch überall bei der Post – nicht nur bei PostNetz – eingeführt werden. Dazu braucht es klare Ansprechpersonen und genug Mitwirkung. Manchmal ist unsere Gesellschaft einfach etwas «egomanisch», und das Ganze zeigt uns nicht nur auf, wie wir Menschen ohne Beeinträchtigung teilweise oberflächlich sein können, sondern relativiert.