Lohnresultate 2023 - Ein starker Service Public bleibt wichtig trotz Teuerung
2022 war geprägt von der ausklingenden Covid-19-Pandemie und dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs. Wirtschaftlich verzeichnet die Schweiz die höchste durchschnittliche Jahresteuerung seit 1993. In diesen unsicheren Zeiten sorgte der Service Public für Zuverlässigkeit und Sicherheit in der Schweiz, und das obwohl gerade er mitunter stark von der Krise betroffen ist. Umso mehr Grund dafür, die Kaufkraft der Angestellten des Service Public zu erhalten.
Die eine Krise neigt sich dem Ende zu, und die nächste folgt zugleich. Zu Beginn 2022 freute sich die Schweiz die Covid-19-Pandemie zumindest vorübergehend überwunden zu haben. Bereits im Februar ist der Ukraine-Krieg ausgebrochen. Rohstoff- und Energiepreise sind darauffolgend markant gestiegen und die aktuellen Inflationsprognosen für 2022 belaufen sich auf 3 Prozent. Eine derartige Teuerung hat die Schweiz seit 1993 nicht mehr erlebt. Im öffentlichen Sektor sind insbesondere die Branche öffentlicher Verkehr, grundsätzlich aber alle Branchen, von der drohenden Strommangellage betroffen. Damit zusammenhängende Sparmassnahmen und Lasten der Unternehmen fielen oft auf die Arbeitnehmenden zurück. In Anbetracht der hohen Inflation, fordert transfair in erster Linie den Teuerungsausgleich in seinen Branchen öffentlicher Verkehr, öffentliche Verwaltung, Post/Logistik und ICT, um die Kaufkraft der Arbeitnehmenden zu erhalten.
Branchenübergreifend, und unter Berücksichtigung der schwierigen Umstände, können die Lohnresultate für das Jahr 2023 im öffentlichen Sektor als zufriedenstellend bezeichnet werden. Der starke Anstieg der Lebenshaltungskosten mit explodierenden Energiepreisen und Krankenkassenprämien, ist auch den Arbeitgebenden bewusst. Eine endgültige Rekapitulation der Lohnresultate ist bisher nicht möglich, da gewisse Resultate noch nicht verhandelt sind oder deren Verhandlungen erst beginnen werden. Status quo, konnten in den Branchen generelle Lohnerhöhungen erzielt werden, die für die weiteren Verhandlungen richtungsweisend sein werden.
Politisch wehrte sich transfair erfolgreich gegen Vorstösse zu Sparprogrammen beim Bundespersonal und die von den SBB per 1. Januar 2023 geplanten Sparmassnahmen, die nun sistiert wurden. Für transfair gilt weiterhin: Sparen beim Personal des öffentlichen Sektors - Fehlanzeige!
Öffentlicher Verkehr: Solide Ergebnisse in schwieriger Situation
Das Personal des öffentlichen Verkehrs (öV) hat auch unter schwierigen Bedingungen erneut seine Zuverlässigkeit bewiesen und den Schweizer öV am Laufen gehalten. Der öV hat stark unter der Corona-Pandemie gelitten. Auch wenn sich die Situation mit dem zu Ende Neigen der Pandemie etwas entspannte, bleibt die finanzielle Lage angespannt. Mitunter dank transfairs Einsatz beim Bundesrat, werden die Corona-bedingten Verluste im Fernverkehr für die Jahre 2020 bis 2022 mit 1,25 Milliarden Franken. vom Bund ausgeglichen.
Am 28. November haben sich die SBB und SBB Cargo mit der Verhandlungsgemeinschaft von transfair, SEV, KVöV und VSLF nach anstrengenden Verhandlungen auf einen Abschluss der Lohnverhandlungen 2023 geeinigt. Die Lohnsummen der Arbeitnehmenden werden 2023 um insgesamt 3,3 Prozent steigen. Davon entsprechen 1,8 Prozent einer generellen Lohnerhöhung mit einem Sockelbeitrag von 100 Franken im Monat, respektive 1300 Franken im Jahr, 1 Prozent für individuelle Lohnerhöhungen mit Verteilung auf Basis des verhandelten Lohnsystems und 0,5 Prozent als Einmalprämie, wobei sich die Höhe nach dem Einkommen und Anforderungsniveau richtet.
Die Lohnresultate der anderen öV-Unternehmen befinden sich im ähnlichen Spektrum. Die Matterhorn Gotthard Bahn (MGB) erhöht die Lohnsumme um insgesamt 3 Prozent, wovon 2.2 Prozent auf den Teuerungsausgleich und 0.8 Prozent auf individuelle Lohnerhöhungen entfallen. Die Transports publics fribourgeois (TPF) sprechen einen nachhaltigen, generellen Pauschalbetrag von 2'000 Franken brutto anteilsmässig zum Beschäftigungsgrad, monatlich ansteigend ausbezahlt in 13 Raten. Bei Thurbo wurde eine Lohnsummenerhöhung von 3,3 Prozent verhandelt, davon 1,8 Prozent generell und 1,5 Prozent individuell. Dazu kommt eine Prämie.
Öffentliche Verwaltung: Zufriedenstellende Ergebnisse
Sparmassnahmen sind das Schlagwort der nächsten Jahre. Ab 2024 verzeichnet der Bund mehr Ausgaben als Einnahmen. Bis 2026 entstehen hohe Finanzierungsdefizite, wobei der Bereinigungsbedarf 2024 1,1 Milliarden und 2026 bereits 3,1 Milliarden Franken betragen wird. Aufgrund der letztjährig entschiedenen Sparmassnahmen beim Bundespersonal in der Höhe von 21 Millionen Franken, fällt eine immer grösser werdende Arbeitslast auf immer weniger Personal.
transfair und die anderen Sozialpartner haben sich letztmalig mit Bundesrat Ueli Maurer zur Lohnverhandlung der Bundesverwaltung für das Jahr 2023 getroffen. Es konnte ein zufriedenstellendes Ergebnis im Rahmen einer generellen Lohnerhöhung von 2,5 Prozent erzielt werden. Zusätzlich sind Folgegespräche für 2023 geplant, um die durchschnittliche Jahresteuerung noch vollständig ausgleichen zu können. Damit honoriert der Bundesrat die hohen Anstrengungen und Qualitäten des Bundespersonals.
Der ETH-Rat folgte dem Entscheid des Bundesrats und erhöht ab Januar 2023 die Löhne der ETH-Angestellten um einen Teuerungsausgleich von 2,5 Prozent. Auch im ETH-Bereich sind Folgegespräche für 2023 geplant. Ausserdem werden die – in Bezug zum Bund - seit über zehn Jahren um 0,8 Prozent tieferen Lohnmassnahmen nun endlich anhand einer Weiterbildungsinitiative kompensiert. Ab 2023 werden jährlich zusätzlich eine Million Franken in Weiterbildungen investiert. Die Massnahme wird während acht Jahren umgesetzt.
Ein gutes Lohnresultat zeigt sich bei Swissmedic. Die Zulassungs- und Aufsichtsbehörde erhöht die Lohnsumme um insgesamt 3,5 Prozent, davon 1,8 Prozent für den Teuerungsausgleich und 1,7 Prozent individuell.
ICT: Gute Löhne gegen den Fachkräftemangel
Der Sektor ICT war finanziell von Stabilität gekennzeichnet. Die Pandemie hat mitunter eine Digitalisierungswelle ausgelöst, die bei den Unternehmen sogar zu Produktivitätsgewinnen führte. So verzeichnen viele von ihnen aktuell eine gute Geschäftslage mit hohen Umsätzen oder Gewinnen. Nebst guter Geschäftslage ist der Fachkräftemangel das grosse Thema der Branche ICT. Bis 2030 fehlen fast 40'000 Fachkräfte. Um für zukünftige und auch aktuelle Mitarbeitende attraktiv zu sein und bleiben, müssen die Unternehmen gute Konditionen anbieten, andernfalls gehen sie an die Konkurrenz verloren.
Auch die Swisscom weist eine gute Geschäftslage aus. Der Konzernumsatz und das EBITDA 2022 sind im Vergleich zu anderen Jahren stabil geblieben. Es konnten in gewissen Geschäftsbereichen Umsatzsteigerungen und konzernweit ein leichter Anstieg des Reingewinns verzeichnet werden. An diesem stabilen Betriebsergebnis sollen die Mitarbeitenden beteiligt werden.
Kickoff der Lohnverhandlungen mit Swisscom war im November 2022. Die Verhandlungen laufen aktuell noch – jene mit cablex und localsearch haben noch nicht stattgefunden.
Post/Logistik: Mehr Wertschätzung fürs Postpersonal
Immer mehr Päckli, das heisst auch immer mehr Arbeit. Auch 2022 leisteten die Mitarbeitenden der Post einen ausserordentlichen Beitrag an die Versorgungssicherheit der Schweiz. Nebst den steigenden Produktivitätsanforderungen, werden die Mitarbeitenden des Postsektors auch immer wieder politisch bedroht, wie zuletzt mit der Motion Christ, die die unadressierte Werbung einschränken wollte. Durch derartige Vorstösse werden direkt tausende Arbeitsplätze im ganzen Land bedroht. Die mangelnde Wertschätzung gegenüber dem Personal gilt es auszugleichen.
Startpunkt der Lohnverhandlungen mit der Schweizerischen Post AG, darunter auch die PostFinance AG, war am 14. Dezember 2022. transfair fordert eine Lohnsummenerhöhung um 4,4 Prozent. Dies beinhaltet den Ausgleich der durchschnittlichen Jahresteuerung von ca. 3 Prozent, der Erhöhung der Krankenkassenprämien von ca. 0,4 Prozent, eine generelle Lohnerhöhung von 1 Prozent als eingebaute und versicherte Lohnmassnahme sowie die Beibehaltung der bewährten Lohnmatrix unter Anhebung des Lohnsockels. Die Verhandlungen laufen aktuell noch.
Fazit
Ein Jahr neigt sich dem Ende zu, das von der Covid-19-Pandemie direkt in den Ukraine-Krieg überlief. Ein Jahr mit einer für die Schweiz historisch hohen Inflationsrate, in dem das Personal des Service Public zum Wohle der Bevölkerung ausserordentliche Leistungen erbracht hat. Um auch dem Wohl der Angestellten des Service Public gerecht zu werden, braucht es Lohnmassnahmen, die als Ausgangslage die Erhaltung der Kaufkraft beinhalten. Die bisherigen Lohnresultate 2023 können diesbezüglich als zufriedenstellend betrachtet werden, dennoch wurde die Teuerung nicht überall vollständig ausgeglichen, was dem Einsatz des Personals nicht gerecht wird.
Für weitere Informationen:
Greta Gysin, Präsidentin transfair, 079 409 33 10.