Digitale Sparmassnahmen managen
Sämtliche Unternehmen und deren Mitarbeitende sind betroffen, wenn der technologische Fortschritt zunehmend von digitalen Anwendungen für Arbeitsabläufe geprägt wird. Wie den Chancen und Risiken für das Personal begegnet werden kann, zeigt der sozialpartnerschaftlich organisierte Digitalisierungsfonds der SBB.
Als Resultat der GAV-Verhandlungen mit der SBB und SBB Cargo haben die Sozialpartner 2019 den Verein «Digitalisierungsfonds SBB» gegründet. Der Fonds setzt sich mit den Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung und deren Entwicklungen und Wirkungen auf die SBB und die Mitarbeitenden auseinander. Zu diesem Zweck hat die SBB 10 Millionen Franken einbezahlt. Den Vereinsvorstand bilden seitens SBB Markus Jordi (Human Resources) als Präsident, Jochen Decker (IT) und Linus Looser (Produktion Personenverkehr) als Mitglieder, seitens der Verbände Giorgio Tuti (SEV) als Vizepräsident, Markus Spühler (KVöV), Hubert Giger (VSLF) und Bruno Zeller als Mitglieder. Die SBB nimmt die Geschäftsführung wahr. Einleitend sei erwähnt, dass auch in einer digitaleren Arbeitswelt die Themen Wertschätzung, Gesundheit, Aus- und Weiterbildung sowie sichere Jobs einen hohen Stellenwert behalten müssen.
Basisstudie hat Veränderungen aufgezeigt
Um eine fundierte Übersicht über die Veränderungen in der Arbeitswelt und bei der SBB zu erhalten, hat der Fonds zu Beginn beim Beratungsunternehmen PricewaterhouseCoopers unter Mitwirkung der ETH die Studie «SBB Arbeitswelt der Zukunft 2025–2035» lanciert. In verschiedenen Szenarien wird darin aufgezeigt, wie sich die Einflüsse der Digitalisierung und Automation auf die Personalbestände und auf die Kompetenzen der Mitarbeitenden auswirken könnten. Wichtig: Das Bahn-Know-how bleibt zentral und es werden weiterhin viele Mitarbeitende, aber mit neuen Kompetenzen benötigt.
Konkrete Anwendungsprojekte
Der Fonds unterstützt und genehmigt besonders Projekte, die den Mitarbeitenden einen konkreten Nutzen bringen. Dazu folgende Beispiele:
- Um die digitalen Kompetenzen zu fördern, wurden für die grossen Berufsgruppen der Bahnproduktion Unterstützungslösungen pilotiert, welche die Bereiche nun umsetzen. Dabei geht es um eine Lernplattform, eine digitale Sprechstunde sowie ein situatives Lernfenster.
- Bereits aktiv ist die neue Plattform «Bistro digital» als Pilotprojekt. Mitarbeitende mit wenig digitalem Wissen können ihre Unsicherheiten einem externen Coach anvertrauen, um Hürden aus dem Weg zu räumen. Mehr Informationen gibt es unter www.bistro-digital.ch
- Ein weiteres Projekt soll allgemeine digitale Grundkompetenzen der operativen Mitarbeitenden bei SBB Cargo verbessern. Gleichzeitig wird eine Leitlinie erstellt, welche die Konzeption und Einführung neuer digitaler Arbeitsmittel SBB-weit verbessert.
Ausblick und Grundsätze
Der Vorstand klärt aktuell, ob Kompetenzen und die Arbeitsmarktfähigkeit künftig auch computergestützt erhoben bzw. weiterentwickelt werden können. Die Rahmenbedingungen für solche HR-Prozesse müssen klar sein und mit den Sozialpartnern definiert werden.
Für transfair stehen der Nutzen und auch die Sicherheit des Personals zuoberst: Digitalisierung und Automation von Prozessen braucht grundsätzlich:
- gute Unterstützungsangebote
- Lernzeit während der Arbeitszeit
- Vermeiden von unnötiger Informationsflut
- verlässliche Sicherheit
transfair nimmt Hinweise zu Digitalisierungsthemen gerne entgegen.
Kommentar von Isabelle Betschart, SBB Cargo AG
Wie sich die Digitalisierung konkret auch auf Prozesse auswirkt, erklärt Isabelle Betschart, Leiterin Produktion bei der SBB Cargo AG. Sie berichtet darüber, welche Chancen und Herausforderungen sich mit 5G für die SBB und SBB Cargo ergeben.
Eine Schweiz ohne Bahn ist für mich wie Emmentaler Käse ohne Löcher. 5G respektive der künftige Bahnfunk ist für ein zukunfts- und leistungsfähiges Bahnsystem unerlässlich. Der Bahnfunk ist für einen sicheren und reibungslosen Bahnbetrieb eine grosse Chance und auch Notwendigkeit, wenn ich auch an das im Rangierfunk benutzte Arbeitsmittel LISA denke, welches wir Ende 2024 ablösen müssen. Das aktuelle Arbeitsmittel ist nicht 4G-fähig. Das GSM-R-Netz ist am Ende seiner Laufzeit und die Nachfolgetechnik steckt noch in den Kinderschuhen. Nebst den finanziellen Aspekten werden wir vermehrt auf Standardprodukte setzen müssen und die Endgeräte so auch adaptierbar gestalten. Diesen Schritt gehen wir bereits mit der neuen Rangierkommunikations-App, welche über das Public-Netz von Swisscom läuft. Meiner Einschätzung nach steht 5G vor der Tür. Die Entwicklung wird hier aber bestimmt weitergehen. In ein paar Jahren sprechen wir dann über 6G oder XG. Wichtig für uns als SBB und SBB Cargo wird sein, dass wir den Anschluss nicht verpassen und dann für viel Geld eigene Lösungen bauen müssen. Die gesundheitlichen Bedenken sind nachvollziehbar, doch die SBB hält sich selbstverständlich an die gesetzlichen Vorgaben bezüglich der nicht ionisierenden Strahlungen. Als SBB Cargo wollen auch wir eine interessante Arbeitgeberin sein und unseren Mitarbeitenden moderne Arbeitsmittel zur Verfügung stellen, die sie bei der Arbeit unterstützen. Nur so gelingt es uns, nachhaltig junge und motivierte Mitarbeitende auch für den Schienengüterverkehr zu gewinnen.