Arbeit & psychische Gesundheit
transfair stellt das körperliche und psychische Wohlergehen des Personals in den Mittelpunkt. Die Angestellten stehen derzeit vor verschiedenen Herausforderungen: dem Aufkommen flexibler Arbeitsformen, der Digitalisierung und einer hohen Arbeitsbelastung. Dies hat insbesondere Auswirkungen auf die psychische Gesundheit des Personals.
Die Pandemie hat gewisse Umwälzungen in der Arbeitswelt beschleunigt. Das Aufkommen von Homeoffice ist ein typisches Beispiel und ein zweischneidiges Schwert für das Personal. Das Arbeiten in den eigenen vier Wänden bedeutet weniger Pendeln und mehr Freizeit. Homeoffice kann jedoch auch die Gesundheit gefährden: mangelnde Ergonomie, soziale Isolation, die Unmöglichkeit, abzuschalten, und Arbeitsüberlastung sind ernstzunehmende Risiken. Stress prägt derzeit den Alltag vieler Arbeitnehmenden, auch in den Branchen von transfair. Dank Homeoffice kommt dieser Stress nun auch nach Hause. Ausserdem ist das Arbeiten von zu Hause nur ein Zahnrad in der riesigen Umwälzung, die aufgrund der digitalen Transformation stattfindet. Die Angestellten sind gezwungen, den Umgang mit neuen Tools zu erlernen – und dies oft in rasantem Tempo.
Herausforderung psychische Gesundheit
Der Arbeitgeber hat eine wichtige Rolle zu spielen. Es liegt in seiner Sorgfaltspflicht, die Persönlichkeit seiner Mitarbeitenden zu schützen und zu achten. Dies beinhaltet die physische und psychische Integrität der Angestellten. Es gehört ebenfalls zur Sorgfaltspflicht des Arbeitgebers, ein Arbeitsklima zu schaffen, das Stressrisiken von vornherein minimiert oder ihnen so früh wie möglich entgegenwirkt. In den Branchen von transfair sind viele Arbeitnehmende von Arbeitsüberlastung oder gar Burnout betroffen. Dies ist in allen Bereichen der Fall, und der Stress betrifft sowohl das Personal an der Front als auch in den Büros. Wiederholte Reorganisationen und die damit einhergehende Perspektivlosigkeit am Arbeitsplatz führen oft zu geistiger Erschöpfung und Demotivation. Der Personalverband ist sich bewusst, dass seine Sozialpartner bereits zahlreiche Massnahmen zum Schutz der Gesundheit eingeführt haben. Die Pandemie hat jedoch den Bedarf an Prävention verstärkt, und die Sorgfaltspflicht muss mehr denn je eingehalten werden – insbesondere bei Tätigkeit im Homeoffice.
Die Arbeitslast nimmt generell zu
Das Barometer Gute Arbeit ist eine Studie, die von der transfair-Dachorganisation Travail.Suisse unter den Arbeitnehmenden durchgeführt wird, um die Entwicklung des Arbeitsmarktes aus der Perspektive des Personals zu beurteilen. Die Ergebnisse für das Jahr 2021 sind eklatant: Das Stressniveau war seit 2015 nie so hoch wie im letzten Jahr. 44,1 % der Arbeitnehmenden gaben an, «oft» oder «sehr oft» von ihrer Arbeit gestresst zu sein. Die Hauptursache für diesen Stress ist die zu grosse Arbeitslast. Teilweise ist die Pandemie dafür verantwortlich, da Lockdowns und Social Distancing sowie die Ungewissheit im Zusammenhang mit der Coronakrise zusätzlichen Stress verursacht haben. Aber nicht nur. Eine grössere Arbeitsmenge, fehlende Pausen und Zeitdruck wirken sich zusätzlich bei vielen Personen negativ auf die psychische Gesundheit aus. Travail.Suisse macht eine weitere besorgniserregende Feststellung: Laut einer Studie der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz setzen die Unternehmen zwar Massnahmen für die physische Gesundheit um, unternehmen jedoch kaum etwas gegen Stress und psychische Belastung.
transfair engagiert sich auf verschiedenen Ebenen
In der Sozialpartnerschaft setzt sich transfair dafür ein, dass Massnahmen zum Gesundheitsschutz in den Gesamtarbeitsverträgen (GAV) und im Bundespersonalrecht verankert werden, und achtet darauf, dass diese Vorgaben auch im Homeoffice eingehalten werden (z. B. Arbeits- und Ruhezeiten). Wichtig ist: Wer sich psychisch angeschlagen oder überlastet fühlt, soll keine Zeit verstreichen lassen und das Gespräch mit dem Vorgesetzten suchen. Nur so können rasch entsprechende Massnahmen ergriffen werden. Innerhalb der Unternehmen gibt es zudem verschiedene Anlaufstellen, die für die Gesundheitsförderung zuständig sind und ebenfalls Unterstützung bieten. Auch die Regionalsekretariate von transfair beraten Mitglieder in psychischen Belastungssituationen. Neben dieser praktischen Unterstützung im Akutfall setzt sich transfair auf weiteren Ebenen ein:
Vorbeugen ist besser als heilen
An der Delegiertenversammlung 2021 hat der Personalverband in einer Resolution die Sozialpartner aufgefordert, ihre Gesundheitsschutzstrategie noch weiter auszubauen, um arbeitsbedingte Krankheitsfälle möglichst zu vermeiden. Die Massnahmen im Zusammenhang mit Stress und psychischer Belastung müssen intensiviert werden. Es braucht mehr Schulungen, Sensibilisierung und einen Dialog zwischen Vorgesetzten und Arbeitnehmenden. Priorität Nummer eins: Der Arbeitgeber muss dafür sorgen, dass das Personal – an der Front und in den Büros – nicht mit einer übermässigen Arbeitsbelastung zu kämpfen hat. Im Falle einer Reorganisation fordert transfair seine Sozialpartner auf, frühzeitig zu planen und die betroffenen Arbeitnehmenden sowie die Personalverbände einzubinden. Eine langfristige Perspektive ist unerlässlich, damit im Unternehmen verbleibende Mitarbeitende nicht einer zusätzlichen Arbeitsbelastung ausgesetzt sind.
transfair ist im Parlament aktiv
Mit seiner Co-Präsidentin und Nationalrätin Greta Gysin hat der Personalverband eine Interpellation im Nationalrat eingereicht und verlangt, dass die Arbeit im Homeoffice im Gesetz genauer geregelt wird, insbesondere die Bestimmungen zum Gesundheitsschutz. transfair hat kein Verständnis dafür, dass der Bundesrat keinen Bedarf sieht, diese Arbeitsform besser zu regulieren. Homeoffice schwächt die Grenze zwischen Privat- und Berufsleben. transfair und Greta Gysin haben auch eine Motion lanciert, damit das Recht auf Unerreichbarkeit in der Freizeit gesetzlich verankert wird. In den meisten seiner GAV hat transfair dieses Recht bereits ausgehandelt. Das Parlament wird darüber beraten.
«Neue Arbeitsorganisation»
Mit dem digitalen Zeitalter geht eine sogenannte «neue Arbeitsorganisation» einher. Dieser Begriff umfasst sowohl die Möglichkeit, von zu Hause, im Büro oder mobil zu arbeiten, als auch die Einrichtung virtueller Büros oder die Einführung der Möglichkeit, «versetzt», d.h. abends, zu arbeiten. transfair verfolgt diese Entwicklungen aufmerksam. Für den Personalverband erfordern diese flexiblen Arbeitsformen eine andere «personalnahe» Führungsweise, um Isolation und Überlastung der Angestellten zu vermeiden. transfair fordert, dass die Führungskräfte entsprechend geschult werden. Der Personalverband wird den Dialog mit seinen Sozialpartnern fortsetzen. Die Reduzierung der Arbeitsbelastung an der Front und in den Büros könnte zum Beispiel mit einer Arbeitszeitverkürzung einhergehen. Erfahrungen auf globaler und nationaler Ebene haben gezeigt, dass Motivation und Produktivität durch kürzere Arbeitszeiten positiv beeinflusst werden können.